Zivilschutzübungen an Schulen?

– Schulen sind nicht verantwortlich für die Lösung gesamtgesellschaftlicher Probleme und Mängel –

„Erhebliche gesellschaftliche Veränderungen führen natürlich auch bei Schüler:innen zu der Erkenntnis, dass wir nicht mehr in Zeiten leben, in denen alles selbstverständlich ist und jeder sich nur um sich selbst zu kümmern braucht – und das genügt dann schon für alle. Die Verhältnisse haben sich verändert, der Wandel dauert an und das verursacht natürlich Unsicherheiten. Vielerorts sogar Ängste“ sagt Sven Winkler, der Vorsitzende des ASD. „Ich kann die Einschätzung von Frau Ministerin Stark-Watzinger insoweit teilen, wenn sie fordert, die Gesellschaft müsse sich insgesamt gut auf Krisen vorbereiten“ so Winkler weiter. 

Die Verteidigung unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung gegen innere und äußere Bedrohungen gehört selbstverständlich dazu. Bundeswehr, Polizei und weitere sind dazu eingerichtet und werden in den Schulen im Rahmen deren Bildungsauftrags immer offene Türen vorfinden. Allerdings handelt es sich bei den erhobenen Forderungen um gesamtgesellschaftliche Aufgaben und von daher ist es nicht einfach zu akzeptieren, wenn sie scheinbar in Richtung der Schulen verschoben werden sollen.

Der ASD teilt keineswegs die Meinung, dass in Schulen etwa kriegsvorbereitende Maßnahmen durchgeführt oder gar eingeübt werden sollten. Gar einen Wehrkundeunterricht wie in der DDR lehnt der ASD ab; vielmehr besteht doch die wesentliche Aufgabe von Schule darin, Schüler:innen zu friedlichen, demokratie- und auch diskursfähigen, verantwortlichen Mitbürger:innen auszubilden. Schulische Arbeit sollte darin bestehen dürfen, sie dazu zu erziehen und sie zu befähigen, Konflikte friedlich auszutragen und idealerweise konsensual zu überwinden.

Winkler weist darauf hin, dass „alle Schulen bereits regelmäßig Evakuierungsübungen durchführen, um Fluchtwege bei Bränden, Unfällen oder speziellen Gefährdungslagen präventiv bekannt zu machen und auch um Hilfen zu üben. Das ist nicht neu und geschieht bereits in enger Abstimmung und in Zusammenarbeit mit den Schulträgern und den Rettungsdiensten.“

Sollte es den Verantwortlichen für Katastrophen- und Zivilschutzmaßnahmen nicht mehr gelingen, die Bevölkerung vollständig zu erreichen, müssen hier eher Fragen nach den Gründen dafür gestellt werden: könnte dies vielleicht daran liegen, dass Menschen über nicht ausreichende Sprachkenntnisse verfügen oder allgemein nicht ausreichend gebildet sind und sie vielleicht deshalb unsere staatlichen (Hilfs-) Systeme nicht verstehen und akzeptieren?

Der ASD fordert bereits seit langer Zeit, endlich tradierte aber überholte und nicht mehr zeitgemäße Bildungsvorstellungen zu überdenken und mutig neue Wege zu gehen. Dazu braucht es die gemeinsame Anstrengung für Bildung aller relevanten gesellschaftlichen Akteure. Auch für politische Bildung und Demokratiebildung!

Hier sehen Schulen und deren Leitungen sich natürlich in der Verantwortung. Allerdings muss dann auch sichergestellt sein, das alle Schulen mit den dazu unabdingbar notwendigen Ressourcen (Zeit, Geld, Personal) ausgestattet werden und auch die Freiheit zur Ausgestaltung erhalten. Und zwar nicht in Form von Gießkannenverteilung sondern auf Basis von individuellen lokalen und regionalen Gegebenheiten, orientiert an der jeweiligen Schülerklientel. 

Sven Winkler, 15.03.24