Digitalisierung als Eintagsfliege – Mittelkürzung löst Entsetzen aus.
Forderung des Allgemeinen Schulleitungsverband Deutschland e.V.:
Der ASD sieht es als unabdingbar an, dass die Digitalisierung gut geplant, kontinuierlich und mit angemessenem Mitteleinsatz weitergeführt wird. Dazu gehören Strukturen, die in den Schulen die unterrichtliche Arbeit mit digitalen Mitteln unterstützen und ohne Einschränkung sichern. Bildungsentwicklung ohne wirksame digitale Basis wird es nicht mehr geben. „Sonst wird sich die Abrissbirne schnell als sehr wirksam zeigen und uns bleibt nur eine Bildungsruine“, so Gudrun Wolters-Vogeler.
Festzustellen ist, dass
– die Infrastruktur für die Digitalisierung weder in den Kommunen noch innerhalb der Schulen weit genug ausgebaut ist,
– die Geräteausstattung für Schüler- und Lehrerschaft vielerorts kaum ausreichend ist,
– Erneuerungsbedarf sichtbar wird,
– die Betreuung der Hard- und Softwareware weitestgehend von Lehrerinnen und Lehrern übernommen wird, die in diesen Zeiten nicht für Unterricht zur Verfügung stehen,
– Notwendige Entwicklungsschritte in den Schulen noch lange durch Fortbildungen für die Kollegien begleitet werden müssen,
– Grundlegende didaktische Überlegungen im Hinblick auf Digital- und Medienkompetenz in der Bildungsbürokratie kaum auf den Weg gebracht worden sind,
– …
Zwar wird von der Bildungsbürokratie und auch den Schulträgern auf gut ausgestattete Schulen und erfolgreiche Umsetzungen hingewiesen. Fakt ist aber, dass dies nicht flächendeckend für alle Regionen, Ortsteile und Schulformen gilt. Fakt ist, dass die Praxis der Digitalisierung zu einem weiteren Auseinanderklaffen der Bildungsschere beigetragen hat. Gerade auf dem Weg droht jetzt neuer Ärger, der sich unter Umständen zum GAU auswachsen kann.
Die Bundesregierung ist nicht bereit, nach dem Auslaufen der Bundesmittel im Mai 2024 ein weiteres Digitalpaket zu schnüren. Schon im Vorfeld dieser Entscheidung ist deutlich geworden, dass die Bundesländer in ihrer Verantwortlichkeit für die Schulen, die dann auf sie zufallenden Kosten nicht stemmen können.
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Berliner Senatorin für Bildung, Jugend und Familie Katharina Günther-Wünsch (CDU) sowie die Koordinatoren der Bundesländer, Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) und Hessens Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz (CDU): „Angesichts ausbleibender Zusagen für die Weiterführung dieses zentralen Programms sind wir in großer Sorge, dass Schulen, Schulträger und Bundesländer jetzt von der Bundesregierung allein gelassen werden. Wenn die Bundesregierung aus dem Digitalpakt aussteigt, wäre das eine schwere Bürde für die deutsche Schulpolitik und würde die digitale Bildung in Deutschland um Jahre zurückwerfen.“ Entsetzen breitet sich im Vorstand des ASD aus. Die Vorsitzende GW befürchtet: „Das kann die Wirkung einer Abrissbirne zur Folge haben. Das Haus ist noch nicht fertig und der Ausbau wird mehr oder weniger eingestellt.“
Zum Hintergrund:
– Die Initialzündung erfolgte 2016. Die Bundesbildungsministerin Johanna Wanka kündigte an, dass der Bund in den nächsten 5 Jahren 5 Milliarden € aus Bundesmitteln für die Digitalisierung in den Schulen bereitstellen wolle.
– Zwei Jahre dauerte es, bis tatsächlich die Mittel im Haushalt des Bundes eingestellt waren. Dann folgten viele Monate, in denen der Bund mit den Ländern, bei denen allein die Bildungshoheit liegt, über deren Eigenanteile und die Grundsätze der Verteilung stritt.
– Bei Corona-Ausbruch 2020 zeigte sich in aller Härte, wie es um den Ausbau der Infrastruktur und die Ausstattung im Hard- und Softwarebereich stand. In der öffentlichen Debatte fiel häufig das Wort „Katastrophe“.
– Die Gelder aus Berlin und die Mittel in den Ländern kamen zum richtigen Zeitpunkt und führten zu einem Schub bei der Umsetzung der Digitalisierung, die bis heute allerdings auf keiner Ebene wirklich abgeschlossen ist. Hardware muss schließlich ständig gewartet, Software regelmäßig erneuert werden