Die Gründe warum Schüler*innen zunächst keinen Schulabschluss erreichen sind komplex und vielschichtig.
Häufig liegen sozioökonomische Faktoren zugrunde. Das bedeutet, dass besonders Schüler*innen aus einkommensschwachen Familien oft vor zusätzlichen Herausforderungen stehen, die ihre schulische Leistung beeinträchtigen können. Diese können zum Beispiel darin bestehen, dass sie ggf. nur begrenzten Zugang zu Lernressourcen oder auch nicht über stabile und nicht ausreichende Wohnverhältnisse verfügen. Oft fehlt dieser Klientel auch ausreichende Unterstützung von zu Hause, da Probleme im häuslichen Umfeld bestehen, wie z.B. weniger stabilen familiären Beziehungen. Es kommt auch häufig vor, dass ihre Erziehungsberechtigten weniger in der Lage sind, ihren elterlichen Verpflichtungen nachzukommen.
Neben solchen systemischen Schwierigkeiten leiden viele Schüler*innen auch oft unter individuellen Schwierigkeiten, die zum Beispiel in psychischen und emotionalen Gesundheitsproblemen bestehen können. Probleme wie Depressionen, Angststörungen oder andere psychische Erkrankungen können es für Schüler schwierig machen, sich auf ihre Ausbildung zu konzentrieren oder regelmäßig die Schule zu besuchen. Aber auch Lernschwierigkeiten und Behinderungen können eine Ursache bilden, wenn sie zum Beispiel nicht erkannt wurden oder die Schüler*innen unzureichend unterstützt werden.
In der Folge resultieren aus den o.g. Faktoren möglichweise mangelnde Motivation oder Interesse. Darüber hinaus fühlen sich eine Reihe von Schüler*innen möglicherweise von den Inhalten, die in der Schule gelehrt werden, nicht angesprochen oder sehen nicht, wie diese Inhalte auf ihr zukünftiges Leben anwendbar sind.
Ganz ohne Zweifel trägt auch die Schule selber z.B. durch mangelnde Unterstützung, unzureichende Ressourcen und Lehrmaterialien, sowie ein Klima in der Schule, das sich nicht förderlich auf das Lernen auswirkt, dazu bei, dass Schüler*innen die Schule abbrechen.
Einer Reihe von Schüler*innen gelingt aber nach Ende der allgemeinbildenden Schule – nach einer gewissen Nachreifungszeit – ein adäquater Abschluss über den zweiten Bildungsweg und damit der Einstieg in den Arbeitsmarkt und darüber auch die gesellschaftliche Teilhabe.
Allem Anschein nach nimmt die Zahl der Schulverweigerer, die Zahl der Ausbildungsabbrecher sowie die Zahl der psychischen Erkrankungen zu oder bleibt unverändert hoch. Strategien zur Verringerung der Schulabbruchrate müssen sich auf die Verbesserung der Bildungszugänglichkeit und -qualität, die Unterstützung für benachteiligte Schüler*innen, die Bereitstellung von psychologischen und sozialen Diensten in Schulen und die Förderung von Programmen, die praktisches Lernen und Berufsausbildung bieten konzentrieren. Hier die Augen zu verschließen wäre ein riesiger Fehler, der in der Zukunft massive volkswirtschaftliche Probleme bescheren würde.
Es sollte aber nicht unerwähnt bleiben, dass sich schulisches Handeln stets vor der Matrix gesellschaftlichen Wandels abspielt. Die gesamte Gesellschaft, alle Akteure müssen die Verantwortung erkennen und teilen – Schule allein kann allgemeine Fehlentwicklungen nicht richten.